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Bundeskartellamt gibt Zusammenschluss von Papierhändlern trotz hoher gemeinsamer Marktanteile frei

Am 2. Juli 2019 hat das Bundeskartellamt den Erwerb des Papierhändlers Papyrus (Teil der Opti Group) durch die Papier Union (Inapa-Gruppe) in der 2. Phase freigegeben, und zwar trotz eines gemeinsamen Marktanteils von 40-50% auf dem Markt für Druckereipapier (siehe Pressemeldung hier)  und Fallbericht hier.

Obwohl damit die Vermutungsschwelle der Einzelmarktbeherrschung (40%, §18 Abs. 4 GWB) überschritten ist, geht das Amt nicht von der Entstehung einer solchen Stellung aus, da der größte Wettbewerber Igepa noch einen leicht höheren Marktanteil aufweist. Das Amt stellt auch auf folgende Punkte ab:  Die Druckereien als Kunden betreiben Multi-Sourcing, können schnell und problemlos den Lieferanten wechseln, und die Wettbewerber haben auch genügend Kapazitäten, um zusätzliche Nachfrage zu befriedigen.  Schließlich hat das Amt auch in der Direktbelieferung der Druckereien seitens eines Herstellers (Sappi) als relevanten Wettbewerbsdruck gesehen, der den Spielraum der Zusammenschlussparteien einschränkt.

Die gemeinsamen Marktanteile der Zusammenschlussparteien und Igepa überschreiten auch die Vermutungsschwelle des Oligopols (mehr als 2/3).  Hier stellt das Amt fest, dass sich nicht mit nötiger Wahrscheinlichkeit die Entstehung von koordinierten Effekten nachweisen lässt, auch wenn durch das Vorhaben die Unternehmens- und Marktstrukturen symmetrischer würden, was eine implizite Verhaltenskoordinierung erleichtern könnte.  Gegen eine stabile Koordinierung spricht laut Amt aber das sich wandelnde Marktumfeld und der schrumpfende Gesamtmarkt, sowie der Außenwettbewerb durch die Direktbelieferung seitens Sappi.  Hier zeigt sich, dass das Amt trotz Erfüllung der Marktbeherrschungsvermutung einen nicht unerheblichen Beweismaßstab in seiner Prüfung anlegt.

Die Würdigung der Bedeutung des Wettbewerbsdrucks durch den Direktvertrieb, der einem separaten Produktmarkt zugerechnet wird, ist ebenfalls interessant. Dieser Aspekt könnte auch in anderen Vertriebsmärkten, bei denen es neben Lieferungen durch Händler gleichzeitig Direktbelieferung durch einzelne Hersteller gibt, relevant sein.